Bewegung der Hoffnung – Bischof Gerber ruft beim Bonifatiusfest zu Aufbruch auf

Mitteilung des Bistums Fulda

Mit einem eindringlichen Appell zu Aufbruch, Vertrauen und gemeinsamer Verantwortung hat Bischof Dr. Michael Gerber beim Bonifatiusfest auf dem Fuldaer Domplatz die Gläubigen dazu aufgerufen, sich als Teil einer „Bewegung der Hoffnung“ zu verstehen.

In seiner Predigt am Pfingstmontag betonte er, wie entscheidend es sei, sich den eigenen Grenzen zu stellen und zugleich offen zu bleiben für neue Wege, die Gott mit seiner Kirche gehen will.

Mehrere tausend Gläubige waren bereits in der Nacht oder am frühen Morgen aus dem Fuldaer Land, der Rhön und anderen Teilen des Bistums nach Fulda gepilgert.

Der Gottesdienst auf dem Domplatz bildete den feierlichen Auftakt der diesjährigen Bonifatiuswallfahrten und stand angelehnt an das Leitwort des Heiligen Jahres unter dem Motto „Pilgernd in der Hoffnung unterwegs“.

Bischof Gerber erinnerte zu Beginn seiner Predigt an ein Bild, das ihn bei der Amtseinführung von Papst Leo XIV. in Rom tief bewegt habe: Auf dem Petersplatz hätten viele der Mächtigen dieser Welt beieinandergesessen, die sich sonst nichts zu sagen hätten.

„Nur eine Momentaufnahme, ja. Aber ein Hoffnungszeichen“, sagte Gerber. Solche Momente zeigten, dass Kirche Erfahrungsräume eröffnen könne, in denen Menschen über Grenzen hinweg Gemeinschaft erleben, so der Bischof: „Das, was uns verbindet, ist immer mehr als das, was uns trennt.“

Hoffnung durch Begegnung

Im Zentrum der Predigt stand der Apostel Petrus als ein Mensch, der trotz Scheiterns neu aufbricht. Petrus sei nach seiner Verleugnung Jesu nicht im Rückzug geblieben, sondern habe sich vom Heiligen Geist ergreifen lassen.

Auch Bonifatius habe nach dem Scheitern seiner ersten Missionsreise neu begonnen, betonte Gerber. Beide seien zu „Pilgern der Hoffnung“ geworden und könnten heute die Kirche von Fulda inspirieren, es ihnen gleichzutun.

„Werden wir Pilger der Hoffnung, indem wir zu unseren Grenzen stehen“, sagte Gerber mit Blick auf die aktuellen Herausforderungen der Kirche. „Stehen wir zu unseren Brüchen, wie sie gerade in diesen Tagen erfahrbar werden.“

Er verwies auf die Tatsache, dass nach der Weihe vom vergangenen Samstag derzeit keine neuen Priesteramtskandidaten mehr im Bistum Fulda in Ausbildung sind, sowie auf den bevorstehenden Abschlussbericht der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt.

„Werden wir Pilger der Hoffnung, indem wir gerade auch zu dieser Realität unserer Kirche stehen.

Zugleich betonte der Bischof: „Gott fängt mit uns etwas Neues an.“ Diese Erfahrung ziehe sich durch die Geschichte – von Petrus über Bonifatius bis heute.

Hoffnung wachse dort, wo Menschen sich auf Begegnung einlassen, auch in Gesprächen, in denen Kritik oder Enttäuschung geäußert werde, so Gerber.

„Hoffend ist, wer darauf vertraut, dass in der Begegnung etwas geschieht, was uns auf eine neue Spur bringt.“

Weggemeinschaft über Grenzen hinweg

„Pilger der Hoffnung sind Menschen, die ein Gespür dafür haben, wer links und rechts neben ihnen geht“, unterstrich Gerber.

„Sie arbeiten an einer wirksamen Gegenbewegung angesichts zunehmender Vereinzelung.“ Aus dieser Offenheit entstehe Weggemeinschaft mit Menschen anderer Konfessionen, Kulturen und Nationen.

In diesem Geist begrüßte der Bischof auch die Pilgergruppe aus dem niederländischen Dokkum und verwies auf die Initiative „Beweging van Hoop“ im Bistum Groningen.

Papst Leo XIV. habe in seiner Antrittspredigt ebenfalls zu einer Bewegung der Hoffnung gemeinsam mit anderen Konfessionen, Religionen und Menschen guten Willens aufgerufen, betonte Gerber.

Der Bischof ermutigte dazu, diesen Weg in einem missionarischen Geist zu gehen. „Das Zeugnis des heiligen Bonifatius möge uns dazu ermutigen“, so Gerber.

Fest der Begegnung

Der Gottesdienst auf dem Domplatz wurde musikalisch gestaltet vom Jugendkathedralchor Fulda unter der Leitung von Domkapellmeister Franz-Peter Huber, einem großen Bläserensemble sowie Diözesankirchenmusikdirektor Lutz Brenner an der Orgel.

Konzelebranten waren u. a. Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez, Bischof em. Heinz Josef Algermissen, Bischof Diamantino Guapo Antunes (Tete/Mosambik), P. Heribert Müller SJ sowie Generalvikar Dr. Martin Stanke.

Im Anschluss lud ein buntes Begegnungsprogramm rund um die Domdechanei mit Ständen, Musik, Kinderaktionen und einer Sonderausstellung zur Verbindung zwischen Fulda und Rom zum Verweilen ein.

Zahlreiche Gruppen und Verbände gestalteten das Fest mit: von der Caritas über katholische Jugendverbände bis hin zum Malteser Hospizdienst.

In der Bibliothek des Priesterseminars wurde die Ausstellung „Alle Wege führen nach Rom“ gezeigt, die die historischen Verbindungen zwischen Fulda und Rom beleuchtet.

Auch eine lebendige Domführung mit einem „Wandergesellen“ gehörte zu den Angeboten des Bonifatiusfestes.